Burnout - Entstehung und Verlauf des Syndroms

,,Zustand bei Berufstätigen, die sich überengagierten, also ausgebrannt hatten, mit psychischen und körperlichen Folgen.“

Herbert Freudenberger

Burnout wird in der Medizin nicht als Krankheit verzeichnet, sondern als Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung (als Zustand der totalen Erschöpfung). Das Syndrom kann als Stressverarbeitungsstörung verstanden werden und entsteht aus einer Kombination von zu hohen inneren Ansprüchen und Stressverstärkern, den sogenannten Stressoren. (vgl. Brühlmann, 2010)

Mehr zum Thema „Stress – Was ist das überhaupt?“ findest du über diesen Link:

https://www.myoloft.de/studio/mein-club/blog/stress-was-ist-das-ueberhaupt.html
 

Wer kennt es nicht? Nach einem langen Arbeitstag kommt man nach Hause und ist komplett erschöpft. Man möchte am liebsten nichts weiter machen, außer sich direkt ins Bett zu legen und zu schlafen. In diesem „ausgebrannten“ Zustand befinden sich Burnout-Patient*innen in jeder Minute ihres Tages. Hier wird allerdings in 3 Dimensionen unterschieden:

  • Emotionale Erschöpfung
  • Depersonalisierung / Zynismus / Distanzierung
  • Verringerte Arbeitsleistung

Das heißt: Die Betroffenen sind in jeder noch so kleinen Situation maßlos überfordert, haben eine geringe Frustrationstoleranz und sind dauerhaft müde und antriebslos. Trotz allem können sie nicht abschalten und zur Ruhe kommen. Abgesehen vom Alltag macht sich Burnout auch gegenüber den Mitmenschen deutlich bemerkbar. So sind Abgestumpftheit und Gefühlslosigkeit sowie Konzentrationsstörungen und Arbeitsunzufriedenheit keine Seltenheit.

 

Aber wie entsteht eigentlich ein Burnout-Syndrom?

 

Ein Arbeitnehmer erhält eine neue Aufgabe von seinem Arbeitgeber. Allerdings hat er bereits eine volle Arbeitsbelastung und fühlt sich dadurch überlastet. In Sekundenschnelle entscheidet der Arbeitnehmer unterbewusst, ob es sich um eine kurzfristige oder langfristige Stresssituation handelt – abhängig von der individuellen Empfindung der Situation. Wenn es sich um eine kurzfristige Stresssituation handelt, kann der Körper gut damit umgehen und diese positiv wahrnehmen. Ist die entstandene Situation hingegen eine längerfristige, kommt der Arbeitnehmer nicht zur Ruhe, sein Körper hat keine Gelegenheit zur Regeneration und die Stresssituation kann nicht angemessen verarbeitet werden.

Der Arbeitnehmer wird mit immer mehr Aufgaben konfrontiert, die er jedoch nicht bewältigen kann. Er hangelt sich von Stresssituation zu Stresssituation, was zu Erschöpfung, Motivationsverlust und einer geringeren Arbeitsqualität führt. Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält und mit einer grundlegend fehlerhaften Einstellung zu den Aufgaben einhergeht, kann dies letztendlich in einem Burnout enden. Aus Angst vor den möglichen Konsequenzen einer zu hohen Erwartungshaltung fällt es oft schwer um Hilfe zu bitten. Dieser daraus resultierende Teufelskreis verstärkt den Burnout-Zustand.

Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, dass Arbeitgeber die Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeiter im Blick behalten und angemessen regulieren. Gleichzeitig sollten Arbeitnehmer frühzeitig Unterstützung suchen, sobald sie merken, dass es zu viel für sie wird. Indem Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam auf eine ausgewogene Arbeitsbelastung achten und sich gegenseitig unterstützen, kann Burnout vermieden werden.

„Je schwerer das Burnout, desto wahrscheinlicher die Depression.“

„Je schwerer die Depression, desto unwahrscheinlicher das Burnout.“

Brühlmann, 2010

 

Der grobe Burnout-Verlauf (nach Burisch) sieht folgendermaßen aus:

 

  1. Anfangsphase – Begeisterung und Idealismus
  2. Reduziertes Engagement in allen Lebensbereichen, für die Arbeit und das soziale Umfeld
  3. Emotionale Reaktionen – Schuldzuweisung, Depression oder Aggression
  4. Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität, Entdifferenzierung
  5. Verflachung des emotionalen, sozialen und geistigen Lebens
  6. Psychosomatische Reaktionen – Auswirkungen auf die Gesundheit
  7. Absolute Verzweiflung
  • Nicht immer treten alle Symptome auf, auch nicht immer in derselben Reihenfolge.
  • Die Symptome sind individuell und hängen vollständig von der Person bzw. ihren subjektiven Empfindungen ab. Nicht jeder, der Symptome aufweist, erleidet ein Burnout (die Wahrscheinlichkeit ist jedoch erhöht)
  • Der Verlauf eines Burnouts kann durch innere oder äußere Veränderungen jederzeit unterbrochen und beendet werden
  • Im schlimmsten Fall kann ein Burnout für den Beteiligten in einer Depression enden.
     

Individuelle (innere & persönlichkeitsbedingte) Faktoren:

 

  • Hohe (idealistische) Erwartungen an sich selbst, hoher Ehrgeiz, Perfektionismus
  • Starkes Bedürfnis nach Anerkennung
  • Andere Erwartungshaltungen erfüllen und dabei eigene Bedürfnisse unterdrücken
  • Gefühl, unersetzbar zu sein; nicht delegieren können/wollen
  • Einsatz und Engagement bis hin zur Selbstüberschätzung und Überforderung
  • Arbeit als einzig sinngebende Beschäftigung
  • Arbeit als Ersatz für soziales Leben
     

Äußere (arbeitsplatz- und umweltbedingte) Faktoren:

 

  • Hohe Arbeitsanforderungen
  • Führungs- und Kooperationsprobleme
  • Widersprüchliche Anweisungen
  • Rollenunklarheiten
  • Zeitdruck
  • Schlechtes Arbeitsklima bis hin zu Mobbing
  • Mangelnde Entscheidungsfreiheit
  • Mangelnder Einfluss auf den Arbeitsablauf
  • Geringe Partizipationsmöglichkeiten
  • Wenig Autonomie, Mitspracherecht
  • Hierarchieprobleme
  • Schlechte Kommunikation untereinander (Arbeitgeber, Mitarbeiter)
  • Administrative Zwänge
  • Druck von Vorgesetzten
  • Wachsende Verantwortung
  • Schlechte Arbeitsorganisation
  • Mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel)
  • Problematische institutionelle Vorgaben und Strukturen
  • Mangel an wahrgenommenen Aufstiegsmöglichkeiten
  • Mangel an positivem Feedback
  • Schlechte Teamarbeit
  • Fehlende soziale Unterstützung

(Quelle: Kaschka, Korcak, Broich, 2011)

 

Was kann man dagegen machen, um Burnout zu vermeiden?

 

Burnout betrifft viele Menschen in unserer hektischen und anspruchsvollen Gesellschaft. Die steigenden Anforderungen im Berufsleben und der Druck ständig erreichbar zu sein tragen maßgeblich dazu bei, dass immer mehr Menschen an ihre persönlichen Grenzen kommen. Individuelle Faktoren, wie beispielsweise hohe Erwartungen an sich selbst, Perfektionismus und das Bedürfnis nach Anerkennung, spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Burnout. Es ist wichtig sich aktiv mit den eigenen Bedürfnissen zu befassen, Grenzen zu setzen und sich selbst nicht zu vernachlässigen. Selbstfürsorge, Achtsamkeit und der Aufbau eines starken sozialen Netzwerks sind entscheidend, um Burnout zu vermeiden, ein gesundes Gleichgewicht in unserem Leben zu finden und unsere Gesundheit sowie unser Wohlbefinden im Alltag zu bewahren.

 

Autoren: Dennis Bürk & Saskia Vogel

Quellen:

Burisch, M., Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung, 4. aktualisierte Auflage, Springer-Verlag, Heidelberg, 2010, ISBN 978-3-642-12328-3

Brühlmann, Toni, Burnout und Depression – Überschneidung und Abgrenzung. In: Schweiz Med Forum (2010), 10(8), S. 148 - 151(letzter Zugriff 13.12.2013)
http://www.medicalforum.ch/doc,s/smf/archiv/de/2010/2010-08/2010-08-115.PDF

Kaschka, W/Korczak, D./Broich, K., Modediagnose Burn-out, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 108, Heft 46,18. November 2011, (letzter Zugriff 11.01.14)
http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=113220

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